Kodak, ach Kodak :(

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Zitat:vlt. findet sich ja jemand der das Patent kauft



Das habe ich jetzt schon öfter in verschiedenen Foren gelesen.



Leider geht es so einfach nicht.



Es gibt kein "Patent" für den TRI-X. Es gibt überhaupt gar nichts immaterielles was man kaufen könnte (selbst wenn Kodak es verkaufen wollte) um dann hinterher einen TRI-X damit zu machen.

Das ist auch unabhängig von der kulturellen Prägung oder dem geografischen Standort (Chinese, Deutscher, Amerikaner).



Jeder kann einen TRI-X herstellen, überall.



Wir benötigen dazu:



- Ein paar Kessel mit speziellen Mixern, Wärme, Kälte, Strom, Dunkelheit, ein Gebäude

- 1 Kristallbildungs-Experten

- 1 Emulsionierungsexperten

- 1 Beguss-Experten

- Eine Heerschar von Chemisch-technischen Assistenten mit vielen keinen Töpfen, Rührern und Handrakeln (OK, hier hätte China einen Vorsprung)

- Zugang zu einem Elektronen-Rastermikroskop (die Uni um die Ecke)

- Silbernitrat

- Kaliumbromid, eventuell noch ein paar andere Salze

- Hochreine Gelatine

- Zugriff auf eine Synthese für Stabis (am Anfang von der Stange)

- Zugriff auf eine Synthese für Sensis (Am Anfang von der Stange)

- Ein Sensitometer

- Ein Densitometer

- Einen Spektographen (Kann man sich auch behelfen)

- Eine kleine Konfektionierung um Funktionsproben zu erstellen

- Zugang zu einer Gießmaschine



...und ein bis zwei Millionen EUR für Löhne und Verbrauchsmaterialien.



Nach ein bis zwei Jahren können wir dann TRI-X -bzw. einen Film der von Euch nicht von einem TRI-X unterschieden werden kann, da er sich in allen messbaren und erfühlbaren Parametern so verhält wie ein TRI-X- herstellen.



Kodak hat diese Millionen bereits verteilt auf die letzen 70 Jahre (oder wann gab es nochnal den ersten TRI-X?) schon bezahlt.

Lassen wir alles unangetastet in Rochester und arbeitet die Mannschaft so weiter wie sie ist, fällt dieser Betrag weg.

Ändern wir nur eine kleine Sache am eingespielten Prozess sind alle Rezepturen nahezu überflüssig.



Nun gut. Wir sind fertig, um 2 Millionen ärmer und der erste TRI-X läuft vom Band. Wir arbeiten höchsteffizient, vergleichbar mit Kodak auf modernen Maschinen und produzieren Losgrößen die für jeweils ein Jahr die zu erwartenden Verkäufe abdecken.



Wir gießen ihn, wir schneiden ihn, wir stanzen Löcher rein, signieren ihn, spulen ihn, verpacken ihn, wir legen ihn ins Regal und laden stolz ein Bild auf unsere Webseite.



Dann rechnen wir alles zusammen was es kostet den Film zu produzieren (reine variable Kosten) und sehen im Internet nach was ein vergleichbarer Film eines Wettbewerbers kostet und müssen feststellen, dass wir an jedem Film nicht mal das verdienen dürfen was wir als Risikoprämie, für mit bekannter Wahrscheinlichkeit eintretende Ausfälle, rechnen müssten.

Vom Einspielen der Anlaufverluste ganz zu schweigen. Egal ob sie moderat, hoch oder sehr hoch waren (in China geht es natürlich preiswerter).



Fazit: Wir benötigen keinen Chinesen um weiter mit TRI-X en zu fotografieren sondern einen den Umständen gerechten Preisanstieg oder einen Dummen mit sehr viel Geld (oder Rückkehr zum analogen Fotomarkt der 90iger Jahre, dann lösen wir das Preisproblem über die Masse).

In den beiden Fällen ohne den Dummen, könnte Kodak aber auch einfach so weitermachen...... ;-)



Firmen mit dem Niveau einer Kodak gehen nicht aus technologischen Gründen Bankrott, sondern aus kaufmännischen.

Mir ist bekannt, dass Perez bei Film abzwackt und in Digital versenkt aber wir sollten uns nichts vormachen.

Ich denke dass Kodak im schlimmsten Fall diejenigen Betriebsbereiche die profitabel sind, abspaltet.

Da wäre dann die Frage ob S/W profitabel ist oder nicht.

Ich kann das nicht beantworten, da zu viel technische Anwendungen dahinter stehen.

Dass die Produktion von TRI-Xen zu 2,59 EUR netto Endverbraucherpreis langfristig profitabel sein soll, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.

Ich verstehe einfach nicht warum Kodak es nicht schafft für den berühmtesten Film der Welt, trotz hoher Preissensibilität der Konsumenten, nicht 3,50 EUR zu erlösen.

Dann wäre alles OK und die Schornsteine könnten wieder rauchen.

Stattdessen lassen die sich vom Markt treiben und gehen bankrott.



Viele Grüße,



Mirko
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18-10-2011, 07:54 PM von Mirko Boeddecker.)

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Kodak, ach Kodak :( - von Zeze - 17-10-2011, 01:04 PM
Kodak, ach Kodak :( - von Gerd - 18-10-2011, 08:18 AM
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