Farbstabilit? von Cinestill

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"Neulich" im Nachbarforum meinte jemand, dass die Cinestillfilme mit C41 eigentlich cross-entwickelt würden. Da die Farbstabilisatoren nicht genau passen würden, müsste ich damit rechnen, dass die Filme in kürzerer Zeit farbstichig würden.

 

Ich habe bisher nur einen 800er belichtet und selber entwickelt, und ich war fasziniert von dem Film. Darum hab ich mir jetzt auf dem fineartforum ein paar davon nachgekauft, und es wartet auch noch ein weiterer auf seinen Einsatz.

 

Was meinen denn hier die Experten dazu, vielleicht hat Mirko was gehört? Der Tenor war etwa so, "das ist was für die Leute, die nur scannen und dann wegwerfen". Ich bin aber ein "Vollanaloger", also die Negative sollten sich schon ein bisschen halten... ;)

 

Danke für alle Hinweise!

 

Rolf

 

Wie wird dieser "Mythos" denn begründet?

Cross Entwickelt wird der Cinestill nicht. Es sind beides negativ-Prozesse. ECN arbeitet vor allem weicher, da der Film später umkopiert werden soll.

Für analoge Abzüge im eigenen Farblabor eignet sich ein Kinofilm in ECN daher nicht, mit Cinestill und C-41 erhaltet ihr besser kopierbare Negative.

Aufgrund der geringen Anzahl an funktionierenden Farbkupplermolekülen erscheint es auch eher unwahrscheinlich, dass im ECN wirklich ein anderes Kuppler-Pendant verwendet wird als im C-41 Prozess.

Genaueres würde man durch einen Vergleich der Rezepturen herausfinden. Hat jemand eine ECN Rezeptur zur Hand?

Ist da nicht auch CD4 drin?

 

Wir haben hier Rückstellmuster seit 2010. Bisher ohne Beanstandung. Länger andauernde Testst liegen noch nicht vor.

Also auf keinen Fall kann man von "Scannen und Entsorgen" sprechen.

Wo ist denn dieser andere thread? In der letzten Zeit ist wieder viel lanciertes im Umlauf. Da ist mal wieder jemandem langweilig.

 

Viele Grüße,

 

Mirko

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14-11-2017, 02:26 PM von Mirko Boeddecker.)
In ECN-2 ist wie bei E6 CD3 drin. Ich entwickle manchmal in selbstgemachter ECN-2 Chemie.
[ATTACHMENT NOT FOUND]
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14-11-2017, 05:21 PM von Sandro.)
Hallo,

 

es hat etwas gedauert, weil ich die Tage nicht reinschauen konnte. Jetzt hab ich den alten Fred aber wiedergefunden, hier könnt ihr nachlesen (so ca. ab der Hälfte, aber der Anfang ist auch interessant), was mir seitdem so im Kopf rumgeht:

 

https://aphog.de/forum/index.php/Thread/...post397337

 

Ich lasse mich übrigens nicht davon abhalten, weiter mit dem Film zu fotografieren. Auch für das analoge Abziehen finde ich ihn viel zu spannend, allein schon aufgrund der Farbbalance. Das müsste man bei einem Portra 800 oder so erst mühsam rausfiltern.

 

Hoffe, der Link ist für euch lesbar.

 

Grüße

Rolf
Habt ihr mal eine Meinung dazu, oder ist der Link nicht lesbar?

 

Grüße

Rolf
Ich schätze mal die allerwenigsten Anwesenden verstehen genug von Farbprozessen, um beurteilen zu können, ob die Verwendung anderer Farbkuppler die Stabilität negativ beeinflusst.

 

Immerhin ist mir aber nun klar, weshalb Kodak nicht selbst ein Produkt wie Cinestill auf den Markt bringt - die Remjet-Beschichtung bei der Herstellung gar nicht erst aufzubringen wäre schließlich sicher leichter als sie hinterher aufwändig zu entfernen. Aber zum einen ist ohne diese der Lichthofschutz mangelhaft, soweit ich es verstehe, zum anderen ist C-41 halt eigentlich nicht der richtige Prozess. Einen anderen oder keinen Lichthofschutz zu verwenden wäre noch machbar bzw. tolerabel, um den Kinofilm aber optimal auf den C-41-Prozess anzupassen wären die Ausarbeitung und der Guss einer komplett neuen Emulsion nötig, was sich sicherlich nicht lohnt - zumal man sich damit quasi selbst Konkurrenz machen würde.

 

Sicherlich, die Entwicklung von Cinestill in C-41 funktioniert und die Ergebnisse sind teils beachtlich, aber eine kleine Firma wie Cinestill kann es sich halt viel eher leisten ein derartiges Produkt auf den Markt zu bringen als einer der Weltmarktführer im Filmbereich. Mir drängt sich auch noch die Frage auf, ob eventuell auch die Chemie durch die nicht ganz typgerechte Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen wird - bei E-6 in C-41 oder umgekehrt wird ja auch immer mal wieder sowas gemunkelt.

 

Aber zurück zur Stabilität: Völlig instabil scheint das entwickelte Material ja nicht zu sein, und was die längerfristige Lagerung angeht gilt zu Bedenken dass auch korrekt entwickeltes Farbmaterial nicht unbedingt langzeitstabil ist, vor allem preiswertere Consumerfilme. Der Aspekt schien mir bislang etwas außen vor zu sein. Von daher ist es vielleicht das Beste, sich nicht zu viele Gedanken zu machen sondern Spaß am Fotografieren zu haben.

 

Ich persönlich habe die Cinestill-Filme noch nicht getestet, bin aber über jede sinnvolle Bereicherung des analogen Marktes dankbar. Farbfilme unter ISO 100 gibt es ja höchstens noch den Velvia, und auch wenn 100er sehr feinkörnig sind schätze ich es dennoch, bei Sonne mit weit offener Blende fotografieren zu können - da ist weniger mehr. Und Kunstlichtfilme gibt es ja außer dem Cinestill leider gar keine mehr, sehr zu meinem Bedauern (mögen meine Vorräte Ektachrome 64T noch eine Weile halten...).

Raffay sagte mal dazu, dass sich die Farbentwickler gegenseitig austauschen lassen, wenn auch die Additive angepasst werden. Und 4,4g CD3 entspräche 3g CD4 oder 2,4g CD1.

CD3 durch CD4 ersetzt muss also nicht zwangsläufig heissen, die Haltbarkeit leidet.


Der Unterschied zwischen CD3 und CD4 besteht in der Formel in dem am rechten Stickstoffatom hängenden Rest:

CD3: C2H4NHSO2CH3

CD4: C2H4OH


Tetenal's Neofin-Color wäre noch erwähnenswert. Der konnte in einer Suppe Kodak und Agfa (alter Prozess) Farbnegativfilme entwickeln, obwohl die völlig unterschiedlich aufgebaut waren (also z.B. Agfa CN17, CNS20 und Kodak Ektacolor-S, Vericolor II, Kodacolor II usw.). Und da weiss ich in meinem Archiv nichts von schlechterer Haltbarkeit der Farbstoffe gegenüber Originalchemie.


Nehmt zur Sicherheit einen Stabilisator mit Formalin, die Angst davor find ich kindisch. Vor 40 Jahren hatte ich oft stundenlang das Stechen von Formalin in der Nase und war bis heute nie ernsthaft krank. Vielleicht gerade deshalb :)

Vorhin auf dem Rad hatte ich einen frisch angeworfenen kalten Benziner vor mir, das fand ich viel bedenklicher als Formalin.


Gruß Wolfgang
Noch eine Ergänzung:

1995 bin ich an eine Rezeptur von Neofin-Color gekommen und habe diese sogleich mit Rohchemie zusammengemixt.

Diese baute auf CD1 statt CD4 auf und ich war entsprechend skeptisch. Aber das Ergebnis hat nicht enttäuscht, die Farben stimmten alle. Die Masken ebenfalls.


Die Testnegative von damals existieren noch und sind mittlerweile fast 23 Jahre alt. Der Haltbarkeit der Farben hat diese Abweichung von C41 bislang nicht geschadet, alle 3 Farbschichten existieren noch genauso wie bei damals zeitgleich in C41 typgerecht entwickelten Filmen. Hier zum Begutachten der gerade eben angefertigte Scan eines Agfa Ultra, der damals in dem CD1-Neofin "hervorgerufen" wurde:


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Der Film hat also den falschen CD  bis heute nicht übelgenommen.


Gruß Wolfgang

 

Ja gut, vielen Dank für eure Einschätzungen! Dann hatte ich da ja das richtige Gefühl (mehr war es nicht). Aber kriegt man heute noch Formalin bzw. formalinhaltiges Stabibad?

 

Wolfgang, wo kann man denn die Rohchemie kriegen, um sich sowas selber zusammenzumixen? Ich bin da ziemlicher Laie, würde mich nur mal interessieren. Und warum macht man das? Um immer frischen Ansatz zu haben? Oder einfach aus Spaß an der Freud? :)

 

Grüße

Rolf



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