Filmentwickler nach gewissen Anforderungen gesucht!

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Zitat:Hallo Quinguaginta,

danke nochmal für deine Ausführungen.

 

Der FX 39 klingt jetzt wirklich sehr interessant für mich. Bisschen stutzig macht mich allerdings die Ansage von Adox und auch im Datenblatt von Paterson ist zu lesen, dass man eher nur Filme bis ISO 100 bzw. 200 mit diesem Entwickler verwenden sollte. Wird der selbst bei Flachkristallern wie der T-MAX 400 dann schon so extrem körnig? Nachdem du sowohl Rodinal als auch den FX 39 kennst wie sieht es da im Verhältnis aus?

 
 

Moin,

 

keine Ursache, gern geschehen.

Zur Frage: Nein, der Kodak T-Max 400 wird keinesfalls sehr körnig mit dem FX-39. Weil der TMY-2 "von Haus aus" schon sehr feinkörnig ist. In der ISO 400/27° Klasse der SW-Filme ist nur noch der Kodak BW 400 CN etwas feinkörniger. Aber da der BW 400 CN als chromogener Film eh einen komplett anderen Aufbau hat, ist der Vergleich ohnehin etwas unfair.

Bei den normalen, nicht chromogenen 400er SW-Filmen ist der T-Max 400 der feinkörnigste, der schärfste, und auch der Film mit der höchsten Auflösung.

Er übertrifft bei diesen drei Parametern sogar einige konventionelle 100er Filme mit kubischer Kristallstruktur.

Bei aller berechtigten Kritik, die man in vielen Bereichen an Kodaks Firmenpolitik in den letzten Jahren üben konnte / kann, aber mit diesem Film haben sie wirklich die Benchmark gesetzt. Daran müssen sich alle anderen 400er SW-Filme messen lassen.

Die sehr gute Schärfe des TMY-2 wird durch den FX-39 gut betont, und das Korn ist akzentuiert, bleibt aber relativ fein.

 

BG,

Henning

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-11-2014, 12:11 PM von Quinquaginta.)
Zitat: 


 

Bei den normalen, nicht monochromen 400er SW-Filmen ist der T-Max 400 der feinkörnigste, der schärfste, und auch der Film mit der höchsten Auflösung.

 

 

 

 
 

Hallo Henning,

meinst du "nicht chromogen"?

 

Hallo Neutrino,

der FX-39 funktioniert auch mit schnellen Filmen sehr schoen. Er hat dann eben nicht mehr die Eigenschaften eines Feinkornentwicklers. Was aber aus den Gruenden, die die Henning nannte, ziemlich egal ist. Einen grossen Pluspunkt finde ich ausgleichende Wirkung bei hoeherer Verduennung.

Der kostet nicht die Welt. Einfach mal ausprobieren. Letztlich musst du selber entscheiden, ob es dir gefaellt. 

 

Timgruss
Zitat: 

<blockquote class="ipsBlockquote" data-author="Quinquaginta" data-cid="18052" data-time="1416072673">
<div>
 


 

Bei den normalen, nicht monochromen 400er SW-Filmen ist der T-Max 400 der feinkörnigste, der schärfste, und auch der Film mit der höchsten Auflösung.

 

 

 

 
 

Hallo Henning,

meinst du "nicht chromogen"?

 


Timgruss

 

</div>
</blockquote>
 

Moin Tim,

 

ja natürlich! Habe mich verschrieben, danke für den Hinweis. Richtig muss es natürlich heißen:

"Bei den normalen, nicht chromogenen 400er SW-Filmen ist der T-Max 400 der feinkörnigste, der schärfste, und auch der Film mit der höchsten Auflösung."

 

BG,

Henning
Hallo,

 

die Feinkörnigkeit des T-Max 400 wird leider immer wieder legendenhaft überschätzt. Ich habe mir verschiedene Filme bei 1000 facher Vergrößerung unter einem hochauflösendem Lichtmikroskop angesehen. Das Korn des T-Max 400  in HC 110 ist wesentlich gröber, als das Korn vom Adox 100 Efke in Neofin Blau. Er mag unter den 400er der Beste sein, aber einen 100er erreicht er nie.

 

Wenn man sich die Kornstruktur des T-Max 400 unter dem Rasterelektronenmikroskop ansieht, stellt man fest, das sich neben den Flachkristallen auch viele konventionelle Kristalle bilden. Bei dem HP5 sieht man umgekehrt neben den konventionellen Kristallen auch etliche Flachkristalle. Werbung und Wirklichkeit liegen beim T-Max 400 weit auseinander.

 

Die klassischen Emulsionen bestehen im übrigen nicht aus kubischen Kristallen. Die Kistallformen sind sehr unregelmäßig und auch die Größe variiert sehr stark. Kubische Kristalle sind eher selten.

 

Das alles ist kein Nachteil, sondern eine Notwendigkeit, denn das unregelmäßige Korn ist für den Grauwertreichtum notwendig. Für mich ist der T-Max 400 ein erstklassiger Film, allerdings nicht wegen seiner Parameter, sonder wegen seiner Bildergebnisse. Da ich ihn als 4x5 inch Planfilm nutze, interessiert mich die Körnigkeit nicht.

 

Der Einfluss der Entwickler auf die Körnigkeit der Negative ist sehr begrenzt.

 

 

Viele Grüße

 

Renate

Renate: da meinst aber ein anderes "Korn" als die Kollegen oben. Bei 1000facher Vergrösserung sieht man die einzelnen Silberkristalle. Deren Grösse hat nichts zu tun mit dem, was auf dem Papier zu sehen ist. Nach meiner Messung einst haben diese (geschätzt bei 1000facher Vergrösserung, Stand von 1995):

TP2415: 0,8um (Neofin Doku)

Agfaortho: 1um (Neofin Doku)

APX25: 1um (Rodinal 1+75)

APX100: 1,3um ( " )

PanF Plus: 1,5um ( " )

Tmax400: 1,7um ( " )


Diese Kristalle sind so klein, dass sie kein Vergrösserungsobjektiv auflösen und aufs Papier bringen kann. Nur zur Erinnerung: Auflösung (Lp/mm) = 1200/Blendenzahl. Mit Blende 1 wäre vielleicht was drin.


Wenn Fotografen von Korn reden, dann meinen sie in Wirklichkeit immer die auf der Vergrösserung vor allem in homogenen Flächen sichtbare Dichteschwankung, die wird aber durch ungleiche Verteilung vieler Bildsilberkristalle verursacht, nicht durch einzelne Silberkristalle. Wenn man ein solches "Fotografenkorn" auf dem Negativ unter dem Mikroskop anschaut, dann erkennt man, dass es aus z.B. 50 einzelnen Silberkristallen besteht, die sich dummerweise etwas zusammengerottet haben, entweder bereits herstellerseitig oder erst in der Nassphase. Entwickler mit hohem pH-Wert wie z.B. Rodinal in geringer Verdünnung wie 1+25 scheinen diese Kornzusammenrottungen zu begünstigen, zumindest bei einigen Filmen. Nimmt man aber den Rodinal in 1+160 oder gar 1+200 in Standentwicklung, gibt es beim gleichen Filmtyp deutlich glattere Flächen und Kanten wie gestanzt.

 

Deutliche Verbesserung der homogenen Flächen bringen die stainenden Entwickler auf der Basis von Brenzcatechin oder Pyrogallol ( Pyrocat, PMK usw.).


Gruß Wolfgang

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-11-2014, 08:36 PM von Wolfgg.)
Hallo Wolfgang,

 

das was du meinst wird in der anglikanischen Literatur als "granularity" (Körnigkeit) bezeichnet. Die deutsche Literatur zu dem Thema ist selten, aber da wird das Wort "Körnung" benutzt. Die Definition der Körnung als "Fotografenkorn" oder einfach nur als Korn zu bezeichnen ist falsch. Auch Kodak benutzt das Wort "granularity" und nicht das Wort "grain" (Korn).

 

Die Körner rotten sich auch nicht "dummerweise" zusammen, sondern Gott sei Dank. Denn nur dadurch bekommen wir vergrößerbare Negative. Das Korn ist der Schlüssel zu Fotografie mit Filmen, nicht der Feind. Wir sollten lernen, es kreativ zu nutzen.

 

Viele Grüße

Renate

Hallo Renate,


das Wort "Fotografenkorn" ist eine Eigenschöpfung von mir und soll auf das weitverbreitete Missverständnis hinweisen, dass Neulinge die in der Vergrösserung sichtbare Körnung gerne für einzelne Silberkristalle im Film halten. Sozusagen als Abgrenzung, was der Fotograf auf der Vergrösserung sieht und dem, was Mikroskopbesitzer so ab V=200 sehen (ein REM hätte ich zwar auch gern, aber 750kg sind mir doch etwas zu schwer). Da kann man sehen, dass es sich immer um "Cluster" von Silberkristallen handelt, was auf der Vergrösserung als störende Körnigkeit sichtbar wird, jedes einzelne angebliche "Korn" auf der Vergrösserung entspricht im Film einem Cluster aus vielen Silberkristallen.


Die Gelatine ist ja leider keine ideale, welche die Kristalle exakt an ihrem Platz halten würde. In der Nassphase (also nicht bei der Herstellung, sondern ab Entwicklung bis Schlusswässerung) wird in der gequollenen Gelatine immer eine gewisse Kristallwanderung eintreten und, nach meiner Erinnerung kam das einst von Kodak, abhängig vom verwendeten Entwickler Clusterneigung bestehen ("zusammenrotten"), was nach der Belichtung natürlich stört, denn das kostet Schärfe und verstärkt die Körnigkeit der Vergrösserung. Beim leider längst vergangenen TP2415 war diese Eigenschaft am extremsten optimiert. Es kam mir vor, als hätte Kodak eine Gelatine entwickelt, welche die Kristalle in der Nassphase regelrecht festnagelte, also keine nennenswerte Wanderung zuliess und so die wie gestanzt wirkende Schärfe erzielte. Oder gibt es sonst noch eine Erklärung für diese Meisterleistung? Schichtdicke allein kann es nicht gewesen sein, da lagen andere auch nahe dran.



Gruß Wolfgang
Nochmal Danke an alle für die Hinweise und Tipps!

 

Ich denke für den Fotografen ist der einzelne Silberbromidkristall ziemlich unbedeutend. Natürlich ist es immer auch interessant zu wissen was im Hintergrund so alles abläuft und wie es sich tatsächlich verhält, aber für die fotografische Praxis ist eben nur die Körnigkeit von direkter Bedeutung. Die Tatsache, dass sich im fotografischen Sprachgebrauch die Wörter "Korn" und "Körnigkeit" als fälschliches Synonym eingebürgert haben, finde ich nicht schlimm. Man weiß was gemeint ist und das ist wichtig. Man muss ja kein Chemiker sein um die analoge Fotografie erfolgreich zu betreiben. Eigentlich muss man nicht mal wirklich eine Ahnung von den ganzen Vorgängen haben, wobei natürlich zusätzliches Wissen niemals schaden kann und auch ich interessiere mich dann doch oft sehr für die Hintergründe. Deswegen auch gleich eine Frage an dich Renate:

 

Du sagst, dass das Korn (Grain) eines T-MAX 400 auf jeden Fall größer ist als das eines noch so grobkörnigen 100er Films. Aus welchen Grund ist aber dann die Körnigkeit (Granularity) des T-MAX 400 um einiges feiner als die eines sagen wir mal Efke 100? Ich habe den Efke 100 selbst einmal ausprobiert und die Körnigkeit ist um ein vielfaches stärker, die Auflösung um ein vielfaches schwächer als beim T-MAX 400.

 

 

Zurück noch kurz zum ursprünglichen Thema. Bevor ich den FX 39 nun fix in meiner nächsten Bestellung einplane, hätte ich noch ein paar Fragen. Mag jetzt sein, dass sich ein paar denken "Ach der kostet nicht viel, probier den doch jetzt einfach aus!". Stimmt schon, nur nachdem ich zur Zeit leider nicht so viel zum Fotografieren komme, möchte ich etwas haben mit dem ich auch gleich gut zurecht komme, ohne viel Herumtesterei und Vergleiche mit anderen Entwicklern. Wirklich wissen ob er mir gefällt tu ich natürlich erst wenn ich ihn ausprobiert habe, aber man kann zumindest die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Außerdem einen halben Liter fast ungebraucht dann wieder zu entsorgen ist dann doch etwas schade.

 

Von den Eigenschaften des Entwicklers habt ihr mich, denke ich, überzeugt. Auch was ich sonst so darüber im Internet gelesen habe, lässt mich sehr positiv stimmen. Wenn mir der FX 39 dann doch etwas zu sehr körnt, kann ich ihn zumindest als guten Entiwickler fürs Mittelformat einsetzen. Das einzige was mich jetzt noch abhält bediengungslos zuzugreifen ist ein fehlendes gutes Entwicklungsdatenblatt. Wie schon weiter oben erwähnt, komme ich leider derzeit nicht so oft zum Fotografieren und ein langwieriges Eintesten möchte ich mir da eigentlich ersparen. Abgesehen davon bin ich jetzt auch noch nicht so der Profi und daher fehlt mir da noch etwas die Erfahrung, dass ich ein Negativ ausreichend bewerten kann um so die Entwicklungszeit und Belichtung abzustimmen. Adox gibt leider überhaupt keine Zeiten an und verweist auf digitaltruth. Dort stehen teilweise aber dann recht unterschiedliche Angaben. Im alten Datenblatt von Paterson findet man zumindest einige Zeiten. Neuere Filme fehlen aber logischerweise und beim T-MAX 400 ist denke ich noch der alte gemeint. Hilft da wirklich nur austesten oder gibt es noch irgendwo gute Quellen für Entwicklungszeiten? Sagen wir mal ähnlich wie digitaltruth. Weiters verwirrt mich, dass Adox bei einer Verdünnung von 1+19 eine Entwicklungszeitenverlängerung von 75% angibt. Im alten Patersonblatt steht man soll um 100% verlängern. Na was denn nun?

 

Noch eine Frage zu meinem Verständnis. Der FX 39 erhöht laut Adox und Paterson die Empfindlichkeit um etwa eine halbe Blendenstufe bei 1+9. Ich könnte also einen 400er Film (nehmen wir an, dass er die aufgedruckten ISO 400 tatsächlich hat) auf 600 belichten und hätte trotzdem noch eine ausgezeichnete Schattenzeichnung? Wenn man die Entwicklungszeit verlängert und den Film pusht kann man bis zu einer Blende mehr herausholen? Ich hätte vermutlich dann einen verstärkten Kontrast könnte aber bei einem 400er auf 800 belichten und immer noch eine sehr gute Schattenezeichnung? Wenn ich die Verdünnung 1+14 oder 1+19 nehme erreicht ein 400er Film zwar nur mehr 400, dafür kann ich aber große Kontraste bewältigen. Habe ich das alles so einigermaßen verstanden?

 

Zumindest der Theorie (und den Marketing-Schlagworten) nach gibt FX39 eine »echte« Empfindlichkeitssteigerung, was man, wenn man es genau nimmt, vom sog. pushen unterscheiden sollte. Gemeint ist, dass die Schattenpartien dichter werden, ohne dass sich der Gesamtkontrast erhöht. Ich habe für den Plus-X einige Tests mit dem FX39 gemacht, verschiedene Zeiten und Verdünnungen, und hatte am Ende -- erwartungsgemäß -- nicht den Eindruck, dass man ihn höher als Nennempfindlichkeit einstufen sollte, wenn die Lichter nicht gleichzeitig zu dicht werden sollen. Muss aber letztlich jede/r selber wissen. Ich strebe immer das dünnstmögliche Negativ an, das gerade noch ausreichende Schattenzeichnung hat. Gar nicht gefallen hat mir übrigens die 1+19.

 

Dessen ungeachtet aber ein schöner Entwickler, zumindest im mittelempfindlichen Bereich. Für 400 und mehr müsste man halt schauen. Bin gespannt, was du rausfindest.

Hallo Neutrino,

ich belichte je nach Film max. auf Nennempfindlichkeit. Meist aber eher darunter.

Die Zeitentabelle von Paterson hast du?

http://www.patersonphotographic.com/FX-39.doc

 

Damit faehrt man am Anfang recht gut und muss dann halt nach und nach anpassen.

 

Timgruss



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